Jänner

Hermelin auf Bänken

mit Patrick Holzapfel

(c) Viktor Sommerfeld

„In poetischen Szenenbildern beschreibt Patrick Holzapfel eine kompromisslose Trauerarbeit. Zwischen Wiener Melancholie und Lakonie trifft er einen ganz neuen Ton für existentielle Fragen, eine Stimme, der man sich nicht entziehen kann.“ (Esther Kinsky)

Als der Protagonist in Patrick Holzapfels Debütroman Hermelin auf Bänken durch den neunten Wiener Gemeindebezirk läuft, geschieht etwas geradezu Unerhörtes: Er kommt vom geraden Weg ab, beginnt, den mäandernden Schritten eines in Hermelin gehüllten Obdachlosen zu folgen, und findet sich schließlich unvermittelt wieder – auf einer aus zwanzig dünnen braunen Holzplatten bestehenden Parkbank. Von hier aus, wo ihm die Zeit endlich aufzuhören scheint, entfaltet sich allmählich ein alternativer Stadtplan, den der Erzähler sitzend erkundet, denn: »Je länger man sitzt, desto mehr erfährt man über die Bank. Und zugleich erfährt man auch etwas über Menschen, die auf Bänken sitzen«; Menschen wie Manuela mit ihrer umfassenden, wenn auch völlig nutzlosen Kenntnis der Filmgeschichte, wie Yong, der über seine unzähligen Schachtriumphe schwadroniert, oder eben wie den Erzähler, der auf der Suche nach dem Hermelinkönig mit leisem Witz und Ironie selbst zum König wird und erkennt, dass jede Bank die Geschichte einer Person erzählt und ihre Leidenschaften, Ängste und Hoffnungen in einen Ausblick verwandelt.

„Der „Hermelinsandler“ ist eine Erscheinung. Der ältere Obdachlose schlängelt sich, gehüllt in einen langen, königlich-weißen Fellmantel, die Porzellangasse entlang und thront später auf einer Sitzbank. Sein Anblick fasziniert den Erzähler, einen Bummelstudenten, so sehr, dass er entscheidet, sein Leben nun hauptsächlich dem „Bankieren“ zu widmen. Er nimmt Platz auf Wiener Bänken. Dort führt er auch gleich Protokoll über die öffentlichen Sitzgelegenheiten und seine Begegnungen darauf. Und er hofft, dem Hermelinsandler wiederzubegegnen.

Der Filmkritiker und Wahlwiener Patrick Holzapfel legt mit „Hermelin auf Bänken“ einen eigenwilligen Debütroman vor. Er erzählt lakonisch und verhalten, sein Blick auf Wiener (Nicht-)Orte ist kein voyeuristisch enthüllender. Ein angenehm zurückgelehntes Buch.“ (Olja Alvir, DerFalter vom 28.06.2024 (S. 30)).

Infos:

https://www.matthes-seitz-berlin.de/produkt/hermelin-auf-baenken.html?lid=1

https://shop.falter.at/detail/9783751870252/hermelin-auf-baenken